Marbled Blue Vinyl

Wednesday, April 05, 2006

Two Gallants - Las Cruces Jail

Two Gallants - Las Cruces Jail

(2006 / Saddle Creek / 7" Vinyl)

Nach Langem mal wieder eine Huldigung meines Lieblingsformates - der 7" Single! Und wenn in diesem Jahr nichts wesentliches mehr dazwischen kommt haben wir hier den sicheren Platz 2 meiner Jahressinglecharts für 2006! Die Aufnahme stammt zwar bereits aus dem letzten Jahr aber wir gehen hier ja wohl nach dem Erscheinungsdatum (das gilt übrigens auch für 29 von Ryan Adams (VÖ am 6.1.06) wenn ich es denn tatsächlich irgendwann zu hören bekommen sollte und für gut befinde!). Wir wollen uns ja mal nicht so anpieschen! Und auch wenn eine gewisse Grundskepsis gegenüber aktuellen Hypes durchaus wichtig ist, darf man hier offenbar unbedenklich in die Lobchöre einstimmen. "Offenbar", weil ich wirklich nur diese Single kenne, aber schon derart begeistert bin, dass ich einfach selber einen kleinen CGV-Hype starten werde ;-) .

Kommen wir mal zum Wesentlichen. Im Sinne der Two Gallants müsste ich die Rezension ihrer Single Las Cruces Jail eigentlich kurz mit einem "sehr gut" und keinen weiteren Erklärungen abfertigen, denn der Sound dieser Band wirkt tatsächlich so naturbelassen und eben "wesentlich" wie der Blick aufs Cover und die Erwartungen an eine neue Saddle Creek-Veröffentlichung erahnen lassen. Und wenn ich soeben schonwieder diesen Labelnamen niederschreibe wird mir bewußt, dass ich Saddle Creek gewissermaßen ziemlich hype. Aber was will man machen wenn diese Typen seit Jahren hochklassige Veröffentlichungen am Fließband rausbringen, dabei einige Meisterwerke produzieren (I'm wide awake it's morning, Album of the Year) und nur ganz ganz selten mal danebengreifen (Mayday)? Jedenfalls sind die Two Gallants mal wieder ein sehr lohnendes Signing. Faktenmäßig gibts auch nicht wirklich viel zu berichten. Erwießenermaßen gibt es inzwischen zwei Alben (The Throes, What the toll tells) die ich beide noch nicht gehört hab. Gerüchteweise haben sie sich nach einer Geschichte aus James Joyce' Dubliners benannt. Und (leider ebenfalls erwießen) hat eines der beiden Bandmitglieder einen unglaublich...unglaublichen Schnurrbart im Gesicht hängen (über die grasierende Schnurrbartseuche bei aktuellen Indiebands gibts garantiert auch bald einen Blog-Beitrag - was ist mit denen los?).

Da ich den Track zuallererst von einer Rolling Stone New Voices CD kannte (auch darauf: die Single des Jahres: Funny Little Frog!), war ich einigermaßen überrascht vom Morricone-Intro, welches ihn in der Single Version einleitet. Pfeifender Präriewind, wehende Büsche über die Straße - hier wird gar nichts ausgespart! Und das alles ist nichtmal ironisch gemeint, denn der Song flüchtet sich in waschechte Clint Eastwood-Lyric. Well I shot one man on the county line. Took his dime and I blew his mind. Now I'm just sittin' here doin' time. Sun, don't you rise no more. HuiHuiHui! Die Stimme krächzt wie ein morsches Wagenrad, das Schlagzeug klöppelt wie die schwingende Saloontür. Auf der B-Seite gibt es mit Long Summer Day (hier in der Acoustic-Version - habe leider keinen Vergleich zur elektrischen) sogar noch härteren Stoff. Unser Protagonist ist plötzlich ein schuftender "Nigger" auf südstaatlichen Baumwollplantagen und sein Vater wurde Opfer des KKK (denkwürdige Textzeilen: When i was about the age of five, i watched my daddy burned alive. They cut him low and they hung him high, swaying in the breeze. But the last words i heard him say before they stole his life that day was "Forgive them lord, they've gone astray. Please take me to my ease."). Amerikanische Geschichtsbewältigung also. Und ist man gesangstechnisch von Saddle Creek Künstlern ja schon einiges gewohnt (siehe vorallem: das zweite Bright Eyes Album Fever and Mirrors), übertreffen die Two Gallants ihre Labelkollegen nochmal um ein Vielfaches und schnaufen derart um die Wette, dass es die Single einfach wirklich nur zum Ereignis macht. Ich vergebe erstmal vorsichtige 9 von 10 Punkten. Potentielle Aufwertung möglich.

Zum Vinyl gibts auf den ersten Blick mal gar nix zu sagen. Die schwarze 7" steckt im einigermaßen stabilen Pappschuber, ist jedoch nicht extra eingepackt. Erst nach dem Hören der Songs jedoch merkt man, wie die beiden Coverseiten darauf abgestimmt sind. Hört man die A-Seite blickt man auf ein verwehtes Wüstengrab. Dreht man nun auf B, kann man sich anhand des Fotos die Arbeit auf der Plantage vorstellen. Das wertet das eigentlich unspektakuläre Cover doch nochmal ganz schön auf!

Rating - 9 / 10
Vinyl-Rating - 7,5 / 10

- CGV -

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