Marbled Blue Vinyl

Tuesday, April 11, 2006

Elvis Costello - This Year's Model

Elvis Costello - This Year's Model

(1978 / Radar Records / 12" Vinyl)

Gilt Elvis Costello heute vorallem als schillernde Figur der frühen 80er-Jahre, hat er seine inspiriertesten und bejubeltsten Alben doch schon Ende der 70er aufgenommen - damit meine ich sein Debüt My Aim is true, den Nachfolger This Year's Model und seinen entgültigen Mainstreamdurchbruch Armed Forces (veröffentlicht im Jahresrythmus ab 1977). Wobei es schon etwas holprig wäre, spätere Glanztaten wie King of America oder Blood and Chocolate uninspiriert zu nennen. Aber einen Superklassiker wie This Year's Model zu toppen ist eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit und, hier muss man den Kritikern recht geben, es ist auch wirklich Elvis' beste Platte. Was eigentlich einen ganz einfachen Grund hat: hier gibts NUR Hits!

No Action, The Beat, Pump it up, Hand in Hand, (i don't want to go to) Chelsea - alles Tracks die im kollektiven Gedächtnis hängen geblieben sind und zu seinen besten zählen. Hat man halt schonmal gehört vom Titel her. Hört man die Songs dann aber wirklich, wundert man sich erstmal über die Schroffheit trotz derer es die Songs in die Charts geschafft haben. Alles hat so einen eigenartig metallischen Klang und die Arrangements sind mehr als überschaubar. Aber das Album strahlt einfach eine komische Überlegenheit und Coolness aus. War man bei My aim is true schon verblüfft ob des selbstsicheren Auftretens und dem fast formvollendeten, ureigenen Stils des Debütanten, hat Costello sein Image als arschcoole Brillenschlange auf This Year's Model perfektioniert und liefert hier eine Vocal Performance ab, die wirklich sprachlos zurücklässt. Man muss schon ein Faible für diese ganz besondere Art zu singen haben, aber wenn er einen in Pump it up mit einem immer an der Grenze zur Selbstparodie pendelnden Wortschwall niedermäht, kann man schon einigermaßen beeindruckt sein. Hier hat er seinen Stil gefunden, von hier aus konnte er sich in den Folgejahren in alle Richtungen entwickeln. Zweites wichtiges Novum ist natürlich Costellos Backing Band, die Attractions. Auf dem Debüt spielte noch die zusammengewürfelte Truppe Clover (welche immerhin später zu Huey Lewis and the News wurde), doch hier hat man das Gefühl wirklich eine Band zu hören in der jeder gleichberechtigt ist. Das liegt natürlich an der ausgezeichneten instrumentalen Arbeit, hier greift jedes Rädchen, jeder Bassgroove sitzt, trifft auf punktgenaue Schlagzeugarbeit und die Orgel...ja die Orgel. Da sind wir auch schon beim Hauptproblem von This Year's Model. Das Album fällt ungefähr in die Entstehungsphase von verschiedenen Synthies und man wollte natürlich nicht hinterherhinken. Also fährt man bei einigen Songs statt eines stilvollen Pianos einen quietschigen Synthesizer auf. Und so gerät der Schlusspart von (I don't want to go to) Chelsea zum zehrenden Light my Fire (Album Version!!)-Georgel, lässt Living in Paradise in der Strophe leider etwas albern wirken (zum Glück ist es ansonsten eine so tolle Komposition! - auch wenn ich beim Titel irgendwie immer an den unsäglichen Phil Collins denken muss) und erweckt den Eindruck, im Hintergrund von Lipstick Vogue würde jemand Shinobi auf dem Game Boy spielen. Aber irgendwo macht das ja auch den besonderen Charakter des Albums aus und größtenteils ergänzt der Synthie ja auch perfekt! Und man muss ja auch irgendwo was zu meckern haben. Ein Track wie You belong to me, in seiner Simplizität und schieren Brillanz würde sowie selbst tonnenschwere Fehler rausreissen und der Platte eine Höchstwertung garantieren. Achja: so schön es auch ist, diesen Klassiker auf Vinyl zu besitzen, ich muss hier mal eine eindeutige Empfehlung für die Deluxe CD-Edition aussprechen. Jetzt mal ganz im Ernst, selten war eine der berühmten Deluxe Editions so ergiebig - nichtmal die Sonic Youth-Reissues waren so sinnvoll gefüllt. Nur so kann man heutzutage z.B. noch Radio, Radio hören, welches damals für den berühmten Fernseheklat bei Saturday Night Live sorgte, als Costello diesen Track statt das angekündigten, textlich milderen Less than Zero spielte. Auch mit an Bord, 3 unglaublich begeisternde Acoustic-Demos von Green Shirt, Big Boys (beide später als Full Band-Versionen auf Armed Forces) und Running out of Angels. Davon hätte man wirklich gern mehr gehört.

Nichtsdestotrotz hab ich ja hier die UK-Vinylausgabe (also nicht die verstümmelte US-Fassung) und die ist auch wirklich hübsch anzusehen. Ausgestattet mit schön bedrucktem Innencover und ordentlich klingend gepresst auf normalem, schwarzen Vinyl. Mein Exemplar hab ich als 2nd Hand Schnäppchen in Flensburg für 5 Euro erstanden. Also kleiner Tipp: erstmal von DEM hier Vinyl und Deluxe CD kaufen und dann nach weiteren Costello LP's bei Ebay fahnden bevor er irgendwann wieder in sein sollte - man könnte den ein oder anderen Volltreffer landen und ein paar Lieblingsplatten finden!

Rating - 9,5 / 10
Vinyl-Rating - 7,5 / 10

- CGV -

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