Marbled Blue Vinyl

Tuesday, April 18, 2006

Sonic Youth - Murray Street

Sonic Youth - Murray Street

(2002 / Geffen Records / 12" Vinyl)

Wenn es eine Band gibt die ich bis zum Erbrechen studiert und erforscht habe, bei der ich die Tracklist jeder limitierten Single herunterbeten könnte, und die tatsächlich am häufigsten in meiner Sammlung auftritt, dann ist es wohl Sonic Youth. Und einfach nur deswegen gibts hier auch schon die zweite Rezension von ihnen! Ein anderer Grund dafür ist, dass ich seit dem Erscheinen des Albums, der Murray Street-Periode, Fan bin. Dass der Besuch meines ersten (und leider bisher einzigen) Sonic Youth-Konzertes auf der Murray Street-Tour war. Und weil hier vom Cover bis zum letzten Ton bei Sympathie for the Strawberry alles durchtränkt ist von positiven Erinnerungen und Gedanken.

Die Metarmophose der Band vom nihilistischen Noise-Monster, über die hitfähigen "Grunge-Erfinder" (das stammt nicht von mir!) der Dirty-Ära, hin zur verschlafenen (gar nicht mal negativ gemeint) Jam-Band der heutigen Zeit über die Dauer von 25 Jahren war immer spannendund erstaunlich ausfallsfrei. Aber dass Sonic Youth gerade im Herbst ihrer Karriere (oder doch schon Winter? Hmm...nee, da kommen dann schon die Best of-Alben und Outtakesammlungen) noch ein paar besondere Juwelen veröffentlichen (eigentlich ist alles seit Washing Machine 1995 Gold wert), damit wahr wohl nicht zu rechnen. Aber man kann dennoch nicht leugnen, dass sie etwas gemütlicher geworden sind, altersweise fast. Am deutlichsten wurde das für mich bisher mit diesem Album. Dass ein Großteil der Songs von Thurston Moore auf der Akustikgitarre geschrieben wurden merkt man sofort, klingen die Opener doch wie elektrifizierte Folk Songs (und so sind sie natürlich angemessen überzeugend als echte Akustikversionen, mitgeschnitten in einer Bandsession des Radiosenders WERS - unbedingt mal suchen!). Das schönste an diesem Album ist jedoch seine Unbefangenheit, seine Mut zur kleinen versöhnlichen (The Empty Page) und zur großen umarmenden (Rain on Tin) Geste. Hier spielt eine Band die wirklich nichts mehr zu beweisen hat, die ihre kuschlige Ruhe im bandeigenen Studio/Bandmuseum gefunden hat (welches leider vor kurzem der Immobilienarmut in New York City zum Opfer fiel und geräumt werden musste - ironischerweise hatte das Studio sogar den, in unmittelbarer Nähe stattfinden, Terrorangriff am 11.9.01 überlebt!). Beweisen wollen sie uns aber trotzdem was. So wird Kim Gordon im finalen Sympathy for the Strawberry von der exalierten No-Wave-Lady zur stillen Märchenerzählerin - Thurston vom coolen, redseligen Sympathieträger zum Romancier an der kaum verzerrten Picking Gitarre. Nur Lee ist immer noch der notorische Trauerkloß der in Karen Revisited alle Weltschmerz-Register zieht - aber dafür lieben wir ihn ja! Schwierig wird es schon, die Beiträge des gerade eingestiegenen Jim O'Rourke auszumachen. Er spielt sich zwar um Kopf und Kragen, doch bei solch präzisen Gitarristen wie Renaldo und Moore es sind, ist es schwer aus dem Schatten zu treten. So bleibt er dabei was er am besten kann und macht den Splitpart von Karen durch seine bekannten, vorallem im Solowerk verwurzelten Ambient-Einschübe zum Ereignis ohne das ganze zum blanken Noise verkommen zu lassen. Also fassen wir es jetzt mal ganz respektlos zusammen: nach einem Indie-Superhit (The Empty Page), drei atemberaubenden, verhuscht jazzigen Mini-Sinfonien (Disconnection Notice, Rain on Tin(!), Radical Adults lick Godhead Style), einem überlangen Ambientschmachter (Karen Revisited), einem krächzenden Totalausfall (Plastic Sun) und dem wohlig-versöhnlichem Ende (Sympathy for the Strawberry) (das sind gerade mal 7 Tracks!) zeigen uns Sonic Youth wie man einen Klassiker bastelt und in Würde altert. Und um jetzt doch nochmal etwas Leidenschaft reinzubringen, preise ich einfach mal Rain on Tin. Es wird schwierig im Sonic Youth-Komos ein ähnlich brillantes Stück zu finden, dass so lyrisch und mitreissend wirkt. Und dabei meine ich keineswegs die Lyrics! So eine dermaßen perfekt durcharrangierte Großtat hat die Band nie wieder hingekriegt und allein schon deswegen verzeihe ich den Plastic Sun-Ausreisser und gebe dem Album die Höchstnote. Einfach so!

Und ich bin drauf und dran der Vinylausgabe auch nochmal die Höchstnote zu geben. Ein derart liebevoll gestaltetes Klappcover (für eine einzelne LP!) habe ich selten gesehen und Murray Street ist auch nach 4 Jahren noch eine der am meisten aus dem Regal geholten LPs - einfach um sich nochmal alles anzuschauen. Man kann bei der Betrachtung der wunderbaren Fotografien New York fast einatmen! Aber bevor ich jetzt zu pathetisch werde, vergeb ich einfach mal eine...hmm...10!

Rating - 10 / 10
Vinyl-Rating - 10 / 10

- CGV -

1 Comments:

At 11:03 AM, Blogger Unknown said...

i just say come with the real son!

 

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