Marbled Blue Vinyl

Tuesday, May 02, 2006

Various Artists - Lost in Translation OST

Various Artists - Lost in Translation OST

(2004 / Electro Records / 12" Vinyl)

Das Rezensionsbild muss heute leider etwas kleiner ausfallen als gewohnt, denn selbst gewissermaßen holprige Google-Bildersuchen nach Begriffen wie "Scarlett Ass" haben mich nicht zum großformatigen Bild der LP gebracht, die ich heute rezensieren möchte, sondern nur dieses Kleine hier ausgespuckt. Grund dafür: Die Platte gibts mit 2 verschiedenen Covern, wovon das Standard Lost in Translation-Motiv (Bill Murray sitzt auf Bett) anscheinend das Verbreitetere ist. Unterschiede gibts ansonsten keine und ich habe auch zugegebenermaßen etwas verdutzt geguckt als mir auf einmal dieses Cover aus dem Pappkarton entgegenschaute. Für ganz Ahnungslose: Lost in Translation ist ein Film von 2003 in dem Bill Murray als abgekarterter B-Action-Movie-Star Bob Harris in Japan "strandet" um einen lukrativen Werbejob (Suntory Whiskey) wahrzunehmen. Vom Jetlag gebeutelt und von der Sprachbarriere verstört flüchtet er sich schließlich mit Hotel-Bekanntschaft Charlotte (Scarlett Johannson) in das Nachtleben von Tokyo. Eine ganz simple Geschichte eigentlich, die vom Zusammenspiel ihrer Hauptdarsteller, den traumhaften Bildern der Stadt und natürlich (wie fast alle seiner Filme) vom Minenspiel Bill Murrays lebt. Eigentlich perfekt, denn es wird sowieso kaum gesprochen, die Sprache steckt vielmehr in den einzelnen Einstellungen und den dazu gewählten Songs. HA! Songs! Und da sind wir schon beim eigentlichen Thema. Selten war Musik so wichtig für einen Film. Selten funktionierte der Soundtrack auch ohne den Film so gut. Aber bei Lost in Translation ist das alles sowieso etwas anders. Gewöhnlicherweise veröffentlicht man bei Soundtracks getrennt voneinander den Score, also die Musik, die am häufigsten im Film vorkommt um die Atmosphäre zu unterstützen und eben den OST (Original Soundtrack) auf dem dann ein paar "echte" Bands randürfen, von denen sich der ein oder andere Song auch im Film wiederfindet. Bei Lost in Translation verließ man sich aber bereits von Anfang an ausschließlich auf Künstler die dafür bekannt sind, eine besondere Atmosphäre aufzubauen. Und so kann man sich dem Soundtrack auf mehrere Arten nähern: als sphärische, begeisternde Band-Compilation oder als erneute Reise durch den Film, bei der die Bilder sowieso automatisch vor dem inneren Auge erscheinen.

In der Presse wurde der Soundtrack ja schon lange vor Erscheinen abgefeiert. Grund dafür war das Wiederauftauchen von Ex-My Bloody Valentine-Mastermind Kevin Shields auf dem Musikschirm (was ja so genaugenommen auch nicht stimmt, siehe XTRMNTR-Review). Und tatsächlich steuert er hier 4 kleine aber feine Beiträge bei. Der Beste, City Girl, ist auch gleich der Opener (nach einer kurzen Durchsage auf dem Tokioter Flughafen) und klingt wie ein entkernter My Bloody Valentine-Song - wobei wir hier den Kern hören. Nur noch wenig lässt den einstigen Noise-König erkennen, sehr simpel und minimalistisch, aber gleichzeitig ist dieser Song so dermaßen charakteristisch und schön, dass man sofort niederknien möchte (Er ist wieder da!!). Die 3 anderen (instrumentalen) Kompositionen Goodbye, Ikebana und Are you Awake? haben einen gewissen Home-Recording-Charme. Die könnte jeder von uns zuhause mit einem Keyboard zusammenbasteln (Könnte! - wenn man ein veritables Genie ist wie Shields ;-) ). Alles in Allem wahrscheinlich nicht die phänomenale Rückkehr die sich die Kritiker gewünscht hätten, aber im Kontext dieses Filmes und dieses Soundtracks eine unglaubliche Bereicherung bei der man merkt, wie sehr Shields den Streifen lieben muss. Brian Reitzel & Roger J Manning Jr sind die beiden Original Soundtrack Komponisten des Filmes und ebenfalls eine Konstante auf diesem Soundtrack. Sie steuern mit On the Subway und Shibuya 2 Beiträge mit äußerst einlullendem 80er Synthie-Charme bei. Gleiches gilt für den mir vorher unbekannten Sebastian Tellier und den Warp Records-Frickel-Techno-Jazz-Wieauchimmer-Helden Squarepusher. Um sein Tommib zu lieben, muss man vielleicht die zugehörige atemberaubende Filmszene gesehen haben, denn obwohl sich mir seine übliche Musik noch nicht ganz erschlossen hat - seit diesem Track hat er ein Plätzchen in meinem Herzen sicher. Die britischen Dance-Bastler Death in Vegas steuern das krachige, verrauschte Girls bei und schließlich kommt mit Sometimes nochmal ein alter My Bloody Valentine-Hit zu Ehren. Es fällt auf wie lückenlos hier alles ineinander übergeht und wie gut alles passt! Peaches' Fuck the Pain away, im Film prominent eingesetzt, gibts hier wohl aus Dramaturgiegründen nicht zu hören - sehr gut! Zwischendurch lockern Phoenix alles nochmal auf und es gibt tatsächlich doch noch eine japanisch singende Band zu hören: Happy End! Und wenn zum Abschluss dann tatsächlich nochmal die altehrwürdigen Jesus and the Mary Chain auftauchen und ihren über 20 Jahre alten Track Just like Honey nicht an den Anfang eines lautes Albums (Psychocandy), sondern ans Ende eines wunderbaren Films stellen und ihm damit nach all den Jahren ein völlig neues Gesicht geben, weiß man, dass hier wohl jeder alles richtig gemacht hat. Wenn man einen Soundtrack haben sollte, dann wohl diesen hier. Und auch wenn es strittig ist, wie die einzelnen Tracks zu bewerten wären, geht es mir hier doch vorallem um die Kompilation der Einzelnen. Und die verdient von mir eine glatte, sehr sehr subjektive, 10!

Wie gesagt, die Platte gibt es wohl in 2 Variationen, Die Bill Murray-Variante habe ich mal im Laden in der Hand gehabt, wo sie sich nicht sonderlich von meiner zu unterscheiden schien. Und die ist auch so nicht besonders spektakulär. Es gibt einen dicken Pappschuber mit allerhand Szenenbildchen darauf, nichts weiter eigentlich. Hört sich aber sehr gut an alles!

Rating - 10 / 10
Vinyl-Rating - 7 / 10

- CGV -

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